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Kiemertshofen – Simon Asams ganzer Stolz sind seine fünf prächtigen Rösser. Seit Jahren konnte er sie in Kiemertshofen auf einer Koppel ungestört laufen lassen. Nun ist alles vorbei. Weil Nachbarn es so wollten. Womöglich muss der 62-Jährige seine Pferde hergeben.
Es ist ein trauriger Anblick an einem wunderschönen Morgen im 180-Seelen-Dörfchen Kiemertshofen. In kurzer Lederhose und Poloshirt steht Simon Asam vor der Koppel, die er einst gepachtet und hergerichtet hat. Sein trauriger Blick schweift über das Stückchen Land, wo bis vor kurzem seine fünf Warmblüter nach Herzenslust herumsprangen. Fünf lange Jahre konnten sie das ungestört. Und nun? Leere. Stille. Das Wiehern der stolzen Rösser wird nie wieder über die große Wiese schallen. Weil Nachbarn es so wollten. Sie haben den 62-Jährigen beim Landratsamt hingehängt. Und die Baubehörde dort hat das Halten der Pferde auf der Koppel untersagt. Weil sie musste. „Leider“, wie es sogar im Bescheid geschrieben steht. Aber Gesetz ist Gesetz.
In diesem Fall greift die Baunutzungsverordnung, denn die Koppel wird vom Bebauungsplan mit dem Namen „An der Hufbreite“ umfasst. Zwar ist auf dem Stück Land kein Bauvorhaben in Sicht, doch auf Bauerwartungsland ist selbst das Halten von großen Hunden verboten; das von Pferden allemal. Die Sachbearbeiter vom Amt können nicht ahnen, was sie mit ihrer Untersagung angerichtet haben – die Denunzianten, zwei eingesessene Familien aus dem Dorf, wissen das sehr wohl.
Seit 30 Jahren hält Simon Asam Pferde. Seine derzeit fünf Warmblüter sind die große Leidenschaft des selbstständigen Estrichlegers. Er hat sonst kein Hobby. Er besitzt verschiedene Wagen und Kutschen, vor die er in seiner Freizeit seine Rösser spannt, wenn Leonhardiritte, Hochzeiten oder sonstige Festivitäten angesagt sind. „Es ist so schön, mit der Kutsche und den Tieren rumzufahren“, sagt er. Kein Stress, kein Handy klingelt, wenn der Asam Simmerl oben auf dem Kutschbock hockt.
„Warum haben die das gemacht“, ist der 62-Jährige völlig verzweifelt, „ich versteh’ das nicht. Ich hab doch mit niemand Streit.“ Ist es das Wiehern? Oder stört die Nachbarn der Geruch? Oder ist es bloß das Klappern der Hufe? Für Simon Asam ist es nur eines: ein Rätsel. „Vor der Anzeige hat es keinen interessiert, dass auf der Koppel Pferde sind“, sagt seine Tochter Michaela Meisl (32), die gleich nebenan wohnt. Sie verweist darauf, dass es in dem kleinen Dorf einen Pferdezuchtbetrieb mit gut 40 Tieren gibt, an dem sich noch nie jemand gestört habe. Ohne den Hinweis aus der Bevölkerung hätte das Landratsamt wohl kaum Kenntnis von der Koppel erhalten, gibt Thomas Hillmeier von der Bauverwaltung zu.
„Da will man in einer Dorfgemeinschaft leben, und jeder applaudiert, wenn der Simmerl mit seiner Kutsche kommt, aber seine Pferde sollen bitt’schön in den Heizungskeller. Wir sind doch nicht in Neuperlach“, erbost sich ein Bekannter. In einen Keller müssen die Rösser zwar nicht gerade, denn Asam hat einen Stall für sie. Aber sie brauchen ihren Auslauf. Raus lässt der Kutscher aus Leidenschaft sie im Sommer nur die Nacht über, wenn es kühler ist und sie nicht von Mücken geplagt werden. Und von Herbst bis ins Frühjahr bleiben sie sowieso weitgehend drinnen.
„Gegen den Bescheid was unternehmen, werde ich nicht, das ist aussichtslos“, meint Simon Asam. Doch wohin jetzt mit den Tieren? Wenn alle Stricke reißen, muss er die Tiere weggeben. Übrig bleiben wird dann nurmehr das lederne Geschirr. „Das hat mein Vater vor Jahrzehnten für mich gemacht. Der war Sattler“, sagt Simon Asam – und sein trauriger Blick wandert noch einmal über die leere Koppel hinter ihm. Kein Laut ist zu hören.
Thomas Zimmerly
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