Thursday, March 19, 2020

Pferdezüchter erhebt schwere Vorwürfe gegen Stadt Mainz

Pferdezüchter erhebt schwere Vorwürfe gegen Stadt Mainz:

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Ottmar Knußmann, Besitzer des Gestüts Kilianshof, auf dem Areal, das an den Graben mit den alten Bäumen grenzt. Die Pferde meiden den Bereich am Zaun aus Angst vor herabfallenden Ästen. Foto: hbz/Judith Wallerius

Ottmar Knußmann, Besitzer des Gestüts Kilianshof, auf dem Areal, das an den Graben mit den alten Bäumen grenzt. Die Pferde meiden den Bereich am Zaun aus Angst vor herabfallenden Ästen.
(Foto: hbz/Judith Wallerius)

LAUBENHEIM/BODENHEIM – Stute Roulette schwankt beim Laufen, ihr verformtes Becken zieht zur Seite. Hinkend läuft sie bis zum Tor des Gestüts „Kilianshof“, dann dreht sie um. Viel weiter kann sie nicht. „Sie hatte heute einen schlechten Tag“, sagt Züchter Ottmar Knußmann, „heute morgen ist sie wieder gestürzt.“

Dem Unternehmer, der die Sportpferdezucht in Laubenheim vor knapp zwei Jahren übernommen hat, stehen Tränen in den Augen. Denn Roulette ist ein Zuchtpferd aus der siebten Generation einer hochdekorierten Linie und war früher kerngesund.

Panisch gegen Stallwand gerannt – schwer verletzt

Bis zum 23. Dezember 2018. Am Tag vor Heiligabend fiel ein morscher Ast eines an Knußmanns Hof grenzenden Baumes auf die Weide vor dem Stall und schreckte Roulette auf. Die damals hochträchtige Stute rannte panisch zurück in die Box und krachte gegen die Stallwand. Sie riss sich das Becken und brach sich das Hinterbein. Durch die schweren Rückenverletzungen zog sich der After nach innen. Trotz Medikamenten und Physiotherapie dann Anfang Mai die traurige Gewissheit: Das Fohlen wurde tot geboren. „Ich lag im Blut und versuchte noch, das Fohlen künstlich zu beatmen“, erzählt Knußmann. Roulette habe ihr Kind angeschubst, versucht, es zum Aufstehen zu bewegen. „Das sind Bilder, die bekommt man nicht aus dem Kopf.“

Kritik: Stadt beseitigt Gefahrenstellen nicht

Natürlich gehörten auch Totgeburten der Tiere zum Leben eines Züchters. Aber nicht, wenn sie fahrlässig herbeigeführt worden seien, sagt Knußmann. Denn die Verantwortung für das Unglück trage die Stadt Mainz, der der Grünstreifen, von dem der morsche Ast fiel, gehört. Der in einem Graben liegende Grünstreifen, der sich etwa sechs Kilometer lang bis nach Bodenheim zieht, steht unter besonderem Schutz. Laut Knußmann stutze die Stadt dort keine Bäume, auch Totholz und überstehende Äste würden nicht entfernt. Wie Olaf Nehrbaß, Leiter des Grün- und Umweltamts, gegenüber des SWR mitteilte, handele es sich bei dem Grünstreifen um einen geschützten Landschaftsbestandteil. Die Stadt Mainz sei daher gesetzlich verpflichtet, diesen zu schützen.

Laut Angaben der Bauabteilung der Verbandsgemeinde Bodenheim würde im Bodenheimer Teil des Grabens jedoch jährlich überprüft, ob große Äste abzubrechen drohten oder Baumkronen Totholz bergen. Bei unmittelbarer Gefahr würde sofort gehandelt.

Angefangen hätten die Probleme erst vor etwa drei Jahren, sagt die frühere Besitzerin des Kilianshofs, Dorothea Umstätter: „Wir hatten einen guten Mann beim Grünamt, dem hat man Bescheid gesagt, dann hat er die Äste weggemacht.“ Erst als dieser in den Ruhestand gegangen sei, habe sich das Grünamt nicht mehr gekümmert. „Einmal hat das Grünamt eine Firma vorbeigeschickt, um die Äste zu stutzen. Doch letzten Endes entfernt haben sie nur einen kleinen Teil, für mehr hat das Geld nicht gereicht“, sagt Knußmann. Zudem habe die beauftragte Baufirma das Totholz in den Bäumen hängen lassen. „Es ist gut möglich, dass einer von diesen nicht sachgemäß entfernten Ästen Roulette damals aufgeschreckt hat.“ Zweimal seien sogar ganze Bäume auf die Koppel gestürzt. „Ich biete momentan auch keine Fohlenpatenschaften für Kinder mehr an. Das ist einfach zu gefährlich.“ Auch sein Traktorstand, der seinen neuen, 90 000 Euro teuren Traktor beherbergt, wurde schon mehrfach von schweren Ästen getroffen. „Ich habe verschiedene Gutachter bestellt, die haben mir alle bestätigt, dass die morschen Bäume eine Gefahr darstellen.“ Weil Knußmann bereits selbst Hand anlegte und Bäume stutzen ließ, geht die Stadt Mainz nun gerichtlich gegen ihn vor. Auch den Weg zu seinen Weiden, der durch den geschützten Streifen führt, darf er auf Anordnung der Stadt nicht mehr verwenden.

Umstätter kann die Stadt nicht verstehen: „Wir nutzen diesen Weg seit 20 Jahren – die Stadt hat ihn damals extra für uns angelegt.“ Mittlerweile müsse daher Wegerecht gelten. Für Knußmann bedeutet dies allerdings, dass seine Stuten und die Fohlen nicht mehr auf die beiden großen Weiden können. Eines seiner Fohlen könne momentan gar keine Weide nutzen. Es verletzte sich mit dem Huf an herumliegendem Totholz und befand sich bis vor Kurzem in der Tierklinik. Persönlich angeschaut habe sich die Situation am Stall bisher kein Mitarbeiter der Stadt. Die Stadt Mainz äußerte sich zu der Situation nicht. Unterstützung erhält Knußmann vom Laubenheimer Ortsvorsteher Gerhard Strotkötter (SPD): „Ich kann Herrn Knußmann bisher nur Recht geben. Es kann nicht sein, dass die Bäume im Graben eine solche Gefahr für die Tiere darstellen.“ Die überstehenden Äste müssten angemessen beseitigt werden. „Ich würde mir wünschen, dass miteinander geredet wird, bevor es zu weiteren unschönen Auseinandersetzungen kommt.“

Knußmann überlegt mittlerweile, das Gestüt aufzugeben. Dies wäre nicht nur ein persönlicher Verlust – sondern auch ein Verlust für den Pferdesport und die Stadt Mainz. Staatsehrenpreise hat das Gestüt in der Vergangenheit gewonnen, auch die Stadt gratulierte den Umstätters in der Vergangenheit zu ihren Erfolgen. Die Zucht hat Knußmann vorerst ausgesetzt, dieses Jahr hat er keine Stuten decken lassen. „Das Risiko ist zu hoch.“

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