Friday, March 27, 2020

Dorf der Pferde: Hahnbach ein Eldorado für Vierbeiner

Dorf der Pferde: Hahnbach ein Eldorado für Vierbeiner:

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Futter, eine weitläufige Koppel und ein Unterstand, damit sind die wetterfesten Gnadenbrotpferde zufrieden.

Bild: hka

Vom Clubzimmer des Reit- und Fahrvereins Hahnbach schaut Christian Schoierer hinunter in die lichtdurchflutete Reithalle. Vor der Coronakrise fand dort an jedem Tag der Woche Unterricht statt. Ausbilderinnen führten Schulpferde an der Longe, lobten kleine Reiterinnen, die für das Reiterabzeichen trainierten. „Achtzig Prozent unserer Reiter sind Kinder“, sagt der Vorsitzende, „hauptsächlich Mädchen“. Bei den Erwachsenen kämen mehr und mehr auch Männer, die das Freizeitreiten als ihren Sport betreiben. Ein Stockwerk tiefer fliegen Schwalben durch den Stall, döst eine Katze. In den Boxen hört man Schnauben, Stampfen und Wiehern. Dort sind rund zwanzig Vereinspferde und Einstellpferde untergebracht, Stuten und Wallache wie Hannoveraner, Holsteiner, auch Vollblüter. „Schwerpunkte unserer Ausbildung mit den Schulpferden sind Dressurreiten und Springen“, sagt Schoierer und erklärt die einzelnen Disziplinen. Darüber hinaus veranstaltet der Reit- und Fahrverein jährlich mehrere Turniere, zu denen Teilnehmer aus Bayern und darüber hinaus anreisen. „Da sind dann auch oft schon international bekannte Reiter am Start“, sagt der Technische Leiter des Vereins, Manuel Ertl. Die Springer Sven Fendl oder Sabine Stein zum Beispiel, die in Hahnbach für ihre Erfolge gefeiert werden.

Wie es angefangen hat, weiß Rainer Jäger, der 2. Vorsitzende des Vereins. Lange nach der Gründung 1949 wurde Anfang der 60er Jahre die Anlage an der Vilsstraße errichtet. „Wir haben das alles selber gestemmt“, weiß Jäger, „haben die Halle nach Standardmaß errichtet, den Außenreitplatz, den Abreitplatz, die Koppeln und Boxen“. Von Anfang an war ehrenamtliche Arbeit die Voraussetzung für den Erfolg des Unternehmens, „auch heute noch“, sagt Jäger. Die Zahl der Mitglieder sei mit rund 300 über die Jahre ziemlich konstant geblieben, die wirtschaftliche Lage aber schwieriger geworden. Ferienkurse, Kinderfeste, Tage der offenen Tür, das Engagement aller Mitarbeiter und nicht zuletzt auch so manche Spende würden dabei dem Reit- und Fahrverein finanziell unter die Arme greifen.

Auf dem Turnierplatz des Reit- und Fahrvereins sind alle Vorbereitungen für ein Turnier getroffen.

Repro: hka

Coronakrise im Reitstall

Hahnbach

Westernreiten als Therapie

Geritten wird auch im Westernreit- und Therapiezentrum Ostbayern, der Schwerpunkt aber liegt auf Therapie und Hilfe. „Wir arbeiten viel mit Kindern, die Probleme haben“, beschreibt Tanja Schmid ihre Einrichtung. Vor 20 Jahren hat die Regensburgerin das Gelände in Kümmersbuch gekauft und mit ihrer Familie nach und nach ausgebaut. In ihrer „Kindervilla“ sind Schlafzimmer eingerichtet für Mädchen und Buben, die hier das Wochenende oder Reiterferien verbringen. In diesem Haus finden auch die Therapiestunden statt. Tanja Schmid bietet Beratung und Begleitung bei AD(H)S- und Lernproblemen an, hilft bei Legasthenie, motiviert Schulschwänzer, macht Kinder-Eltern- und Familien-Coaching. „Das alles geschieht spielerisch“, sagt Schmid, „die Kinder sollen Abenteuer und Spaß haben und ganz viel Natur“. Dazu gehören Kutschenfahrten, Erlebnistage in Wald und Flur, Lagerfeuer und gemeinsames Kochen. Geritten wird auf Westernpferden, die klein sind und damit für Kinder besonders sicher. „Durch die Pferde schafft man es relativ schnell, dass Problemkinder wieder Fuß fassen können“, weiß Schmid aus Erfahrung.

Zweimal im Jahr gibt es auch Turniere im Westernreitzentrum“, an denen Westernreiter aus ganz Deutschland und darüber hinaus teilnehmen. „In diesem Jahr“, freut sich Tanja Schmid, “ wird sogar die Bayerische Meisterschaft in Kümmersbuch ausgetragen“.

Josef Mittermeier (78) hat auch früher schon Pferde gehabt, Einspannpferde für den Ackerbau. „Nou is da Bulldog kumma, nou hout mas nimma braucht“, erzählt der ehemalige Müllner von Hahnbach in seinem denkmalgeschützten Haus in der Mühlstraße. Als im Rahmen der Flurbereinigung Ende der 1970er Jahre die Vils verlegt wurde, gab er Mühle und Viehwirtschaft auf und kam wieder auf die Pferde. Nachdem er lange Jahre auf seinem Gelände jenseits der Vils Pferde eingestellt hatte, errichtete er 1997 zu den Boxen einen offenen Stall. „So a Laufstoll wor weit und breit koina dou“, erinnert sich Mittermeier, so dass sein Angebot gut angenommen wurde.

Im Saloon des Westernreit- und Therapiezentrums Ostbayern in Kümmersbuch feiert Tanja Schmid mit ihren kleinen Gästen Kindergeburtstag.

Bild: hka

Auch Gnadenbrotpferde

Heute sind um die zwanzig Pferde von Freizeitreitern dort untergebracht, werden mit Heu und Hafer gefüttert, aber zum Teil auch von ihren Besitzern versorgt. „Unsere Pferde können fressen wann sie wollen, können sich frei im Stall bewegen oder ins Freigelände gehen“, beschreibt Sebastian Luber die Einrichtung, „sie leben in totaler Freiheit“. Ihm, seinem Großneffen, und dessen Frau Nina hat Josef Mittermeier seinen Stall und die Pferde anvertraut.

Koppeln, Boxen, eine Reithalle und auch einen offenen Stall hat die Familie Bäumler an der Umgehungsstraße 11. Bei ihr sind um die dreißig Pferde in Pension, etwa die Hälfte davon schon sehr viele Jahre. „Es sind unsere Gnadenbrotpferde“, beschreibt die Seniorchefin Hannelore Bäumler die Tiere, die, alt oder verletzt, von ihren Besitzerin nicht mehr geritten werden können. „Sie bleiben fast alle bis zum Tod“, ergänzt ihr Mann Georg, betont aber, dass diese Pferde ein freies und friedliches Leben haben. Sommers wie winters halten sie sich auf ihren Koppeln auf, haben einen geschützten Unterstand, werden gefüttert und versorgt. „Ihre Besitzer wissen, dass sie sich auf uns verlassen können“, versichert Bernd Bäumler, dem die Eltern ihren Hof übergeben haben. Die ganze Familie hilft wenn Not am Mann ist, und allen ist vor allem artgerechte Tierhaltung wichtig. Sie begrenzen die Zahl ihrer Einstellpferde, „denn wir wollen unsere Tiere kennen und auf sie eingehen“, sagt Hannelore Bäumler.

Im Offenstall Mittermeier/Luber genießen rund zwanzig Pferde ein freies Leben.

Bild: Picasa

Michel Röhrer, ehemaliger zweiter Vorsitzender im Reit- und Fahrverein, hat sich vor Jahren einmal die Mühe gemacht, die Pferde zu zählen. In Hahnbach und mit einigen Reitställen im Umkreis ist er auf die stattliche Zahl von rund 300 gekommen. So viel werden es auch heute noch sein. Das Hahnbacher Becken kann also Eldorado für Reiter genannt werden.

Um die 300 Pferde gezählt

Die Gnadenbrotpferde aus dem Stall Bäumler verbringen einen geruhsamen Lebensabend auf der Koppel

Bild: hka

Ob im Stall oder auf der Koppel, die Pferde in einem Offenstall können entscheiden, wo sie sich bewegen wollen.

Bild: Picasa

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