Moderne Aktivställe sind für Pferde wie Fünf-Sterne-Hotels: Eine Oase zum Wohlfühlen mit naturnaher Haltung, ohne Streit ums Futter, mit Ruheorten und Bewegungsanreizen. So wie der Aktivstall Margarethenhof in Hohenstein, den Cornelia Enders zusammen mit ihrem Mann Uwe führt. Hier leben über 30 Pferde, die sich beim CAVALLO-Besuch in allen möglichen Ecken verteilen: Zwei Wallache spielen im Eingangsbereich, zwei weitere Pferde haben sich zum Schlafen in die Ruhezone zurückgezogen. Einige schwerfuttrige Tiere haben 24 Stunden Zugang zum Heu und füllen sich die Bäuche. Es herrscht eine entspannte Stimmung.
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In 7 Schritten die Angst vorm Futterautomaten verlieren
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Welche Probleme haben Pferde im Aktivstall?
Doch nicht jedes Pferd findet sich von Anfang an im Aktivstall zurecht. Denn dort ist reichlich Technik im Einsatz, die ungewohnt ist, Lärm macht oder Engpässe bietet: beim Kraftfutterautomaten, beim Heuautomaten, beim Zugang zu bestimmten Bereichen wie Weide oder Ad-Libitum-Zone. Diese Technik begeistert nicht jedes Pferd, denn die Tiere meiden Engstellen, trauen sich nicht durch enge Gänge oder wissen nicht, wie man Schleusen mit der Brust aufdrückt.
Nicht jedes Pferd ist so selbstbewusst, dass es selbst ausprobiert oder es sich bei den anderen Tieren abschaut. „Die Umstellung in einen Aktivstall braucht seine Zeit“, sagt Cornelia Enders, die neue Pferde nur zu einem Termin im Jahr während der Weidezeit aufnimmt. „Dann gibt es genügend Platz und sie lernen den mobilen Kraftfutterautomaten auf der Weide kennen“, sagt sie. Pferde, die von selbst nicht neugierig genug sind, diesen zu erkunden, oder die nur mit Hilfe des Menschen reingehen, bekommen dann Nachhilfe.
So meistern Pferde Engpässe und lernen Türen aufzudrücken
Dabei unterstützt sie heute Luuk Teunissen, Pferdetrainer aus der Nähe von Wiesbaden. Er hat ein Training in sieben Schritten entwickelt und zeigt, wie man Pferde stressfrei und in kleinen Schritten darauf vorbereiten kann. Einige Übungen können Sie bereits vor einem Umzug in einen Aktivstall auf Ihrem Reitplatz umsetzen.
Das Training für den Futterautomaten startet auf dem Reitplatz. Mit Step 1 bis 3 bereiten Sie Ihr Pferd vor, ab Step 4 trainieren Sie am Automaten.
Step 1: Dem Druck nachgeben: Herholen und Rückwärtsschicken
Bevor das Training am Automaten beginnt, überprüft Luuk Teunissen, wie gut das Pferd folgt und weicht. „Das Pferd muss gut an den Hilfen stehen“, sagt er. Heißt: Das Pferd soll der Körpersprache des Menschen und dem Druck am Halfter nachgeben. Je besser es sich bewegen lässt, desto leichter wird es in den Automaten folgen.
Wallach Cody trägt heute ein Dually-Halfter, ein Arbeitshalfter mit eingearbeitetem Nylonband im Nasenbereich. Sie können aber genauso ein Stall- oder Knotenhalfter nutzen. Cody lernt, auf Druck am Genick oder Kinn auf den Menschen zuzukommen und auf leichten Druck auf die Nase und Körpersprache rückwärts zu gehen. Trainer Luuk Teunissen startet zuerst mit leichtem Druck, erhöht ihn bei Bedarf und gibt sofort nach, sobald das Pferd reagiert. Das Pferd lernt so, fein zu reagieren.
Step 2: Es geht flüssig durch den Poolnudel-Engpass
Dazu hat der Trainer zwei Poolnudeln mit Panzerband an jeweils einen Hindernisständer angebracht. Zwischen den Nudeln darf anfangs ein Meter Luft sein. Je größer die Lücke, desto einfacher fürs Pferd.
Anfangs reicht es, wenn das Pferd mit den Vorderbeinen durchgeht, anhält und dann wieder langsam rückwärts tritt. Ist es nervös, dann nur in ganz kleinen Schritten rein und wieder anhalten. Es braucht Zeit zum Mitdenken. Hastet es gestresst durch die Poolnudeln, gibt es keinen Lerneffekt, weil Stresshormone das Lernzentrum blockieren. Erst wenn das Pferd ruhig zwischen den Poolnudeln stehenbleibt, darf es ganz durch.
Klappt das gut, darf der Abstand verringert werden. Die Poolnudeln streifen dann an Brust, Vorderbeinen und am Po entlang und bereiten so das Türe-Aufdrücken für Step 5 vor.
Step 3: Poolnudel am Po: Dem Druck nach vorne weichen
Ist das Pferd in einer Schleuse, schließt sie hinten, sobald das Pferd drin ist. Es muss lernen, nicht rückwärts dagegen zu drücken, sondern nach vorne wegzugehen.
Das Training ähnelt dem Hängertraining, wo Pferde lernen, dem Druck am Po nachzugeben. Dabei kommt eine Poolnudel zum Einsatz, die Luuk Teunissen an den Pferdepo hält. „Dazu brauche ich einen Helfer, der das Pferd führt“, erklärt Luuk Teunissen. Sobald er leicht gegen den Po drückt, gibt der Helfer das Kommando zum Anführen. So lernt das Pferd, dem Druck nach vorne zu weichen. Dieses Training hilft auch Pferden, die im Hänger nach hinten drücken.
Step 4: Jetzt geht es Schritt für Schritt in den Futterautomaten
Klappen die ersten drei Schritte flüssig, geht das Training am Automaten weiter. Dabei geht es darum, das Pferd immer ein, zwei Schritte rein- und wieder rückwärts rauszuführen – wie in Step 1.
Die Türe bleibt nach hinten offen. „Je besser ich den Rückwärtsgang kontrollieren kann, desto besser folgt das Pferd den Hilfen und desto seltener rennt es in Panik zurück oder nach vorne“, sagt Luuk Teunissen. Durch die Kontrolle jeden Schrittes hält er das Pferd im Mitdenk-Modus und verhindert, dass es in die Flucht nach vorne oder hinten verfällt. Für den Menschen sollte trotzdem nach vorne ein Fluchtweg offen sein – für das Pferd nach hinten.
Step 5: Nach vorne raus: Jetzt öffnet das Pferd die Tür
Geht das Pferd gelassen in und aus dem Futterautomaten und bleibt es auch cool stehen, geht es an den nächsten Step. Um die Tür zu öffnen, muss das Pferd lernen, mit der Brust dagegen zu drücken. Diese Situation haben wir vorher mit den Poolnudeln simuliert (Step 2).
Geht das Pferd gelassen in und aus dem Futterautomaten und bleibt es auch cool stehen, geht es an den nächsten Step. Um die Tür zu öffnen, muss das Pferd lernen, mit der Brust dagegen zu drücken. Diese Situation haben wir vorher mit den Poolnudeln simuliert (Step 2).
Teunissen geht selbst zuerst durch die Schleuse und fordert das Pferd mit Druck am Halfter auf, mitzukommen. Eine der Türen hält er dazu auf. Dem Druck gibt er nach, sobald sich das Pferd nach vorne bewegt. Sein Tipp: „Ich arbeite immer mit einer Longe oder einem längeren Seil, sodass ich nachgeben kann, falls das Pferd doch mal nach hinten stürmt. Dann bewegt mich das Pferd nicht und ich behalte die Führung“, erklärt er. Geht das Pferd mit Hilfe durch die Tür, darf es jetzt selbst aufdrücken.
Step 6: Alle Schritte im Fluss: Es geht nun rein und raus
Im sechsten Schritt werden jetzt alle Einzelschritte zusammengesetzt: flüssig reingehen und die Tür mit der Brust aufdrücken. Jetzt ist das Ziel, immer wieder mit dem Pferd durch die Schleuse zu gehen. Das Pferd hat vorher gelernt, den Engpass zu akzeptieren und die Tür aufzudrücken. Es sollte gelassen und ohne Stress rein- und rausgehen.
Klappt das noch nicht, sollten Sie die vorherigen Schritte zuerst festigen. „Diesen Schritt wiederhole ich etwa fünfmal und gebe dem Pferd dann eine kurze Pause“, erklärt der Trainer. Er arbeitet dabei generell ohne Futterlob, weil sich die Pferde besser konzentrieren können. „Das Futter lenkt die Pferde zu sehr von der Aufgabe ab, die Pausen dienen als Lob“, sagt der Trainer.
Step 7: Die Verantwortung an das Pferd abgeben: Das Pferd lernt Selbstständigkeit
Einige Pferde trauen sich später trotz Training nicht alleine ohne vertrauten Menschen durch die Schleuse. Bevor Sie mit Step 7 beginnen, sollten alle vorherigen Steps flüssig und gelassen funktionieren.
Luuk Teunissen arbeitet jetzt mit mehr Abstand zum Pferd: Er lässt die Longe deutlich länger und gibt dadurch mehr Verantwortung ans Pferd ab. Mit leichtem Druck fordert er das Pferd auf, sich zu reinzubewegen, und gibt sofort nach, sobald sich das Pferd in Bewegung setzt. Ich möchte, dass es selbst mitdenkt und den Futterautomaten entdeckt.
Es soll nicht aus blindem Gehorsam oder seinem Menschen zuliebe durchgehen.“ Diesen Schritt wiederholt er etwa fünfmal und gibt dem Pferd eine Pause. Im letzten Schritt wird die Schleuse hinten geschlossen.
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