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Carolin Rudat hat ihr Islandpferdegestüt nach dem alten Namen für ihren Heimatort Amlishagen benannt: Auf „Amelungshagen“ leben 35 Pferde in sechs Herden. Wer wissen will, wie es dort zugeht, was dort wichtig ist, muss sich nur Karamell und Leeloo anschauen – ein Holzpferd und eine traumatisierte Stute, die alle Welt kaputt nennen würde, die aber nicht nur ganz viel Wertschätzung erfährt, sondern auch eine ist, die Menschen glücklich machen kann.
Der Name Karamell wurde aus offensichtlichen Gründen von den Kindern geprägt. Weil die kleinen, am Rand zuschauenden Geschwisterkinder immer so traurig waren, hat die Chefin ein Holzpferd aufgestellt. „Karamell“ wird jetzt während der Reitstunden von den Kleinsten geritten, die mit erstaunlichem Eifer den Großen nacheifern, an ihrem Sitz arbeiten und an der Einstellung zum Pferd, das hier „Partner“ genannt wird: „Wir verbrauchen die Pferde nicht; im besten Fall geben sich Mensch und Tier gegenseitig etwas“, sagt Carolin Rudat.
Ein unerwartetes Happy End
Als Leeloo von den Behörden im Schwäbischen Wald bei Welzheim aus einer Tierhölle befreit wurde, in dem sie mit Leidensgefährten völlig verwahrloste, hatte sie nicht viel mehr als den Namen Lise Lotte und ein bisschen Leben. Aus Lise Lotte wurde Leeloo, das „perfekte Wesen“, Anspielung auf den Film „Das fünfte Element“. Eine Weile hat sie, unterstützt von Tierärztin Eva Mack, ums Überleben gekämpft: Sie war unterernährt, völlig verpilzt, die Hufe waren in fürchterlichem Zustand, und vor allem war die damals noch sehr junge Stute völlig durch den Wind. Bis heute ist sie chronische Ekzemikerin – vergleichbar der Neurodermitis bei Menschen –, und noch immer ist sie, na ja, psychisch instabil. Aber sie hat das gute Blut ihrer Trakehner- und Araber-Ahnen, ein Riesen-Herz und Menschen gefunden, die sich kümmern. Wenn sie unter Verlustängsten leidet, wiehert und schnaubt und die Zäune abtrabt, weil ein Pferd für eine Reitstunde oder einen Ausritt aus ihrem Herdenverband gelöst wurde, nimmt sich jemand das Halfter, führt sie ein bisschen und erzählt ihr, dass alles wieder gut wird. Leeloo wird nie dazu beitragen, dass Amelungshagen wirtschaftlich arbeitet. Aber eben weil eine wie sie hier so selbstverständlich dazugehört, ist eine Atmosphäre gewachsen, die dafür sorgt, dass alles rundläuft, dass der Hof wächst und gedeiht.
Isländer sind auf dem Hof, seit sich Carolin Rudats Papa, Herbert Kobis – der unter anderem Schäferhunde für den Polizeidienst züchtete – einen Lebenstraum erfüllt und ein Pferd auf das Land der Familie gebracht hat. Wo lange Zeit Schafe geweidet hatten, stand nun plötzlich eine Isländerin, Blaja, heute biblische 35 Jahre alt und Stammmutter der Amelungshagen-Zucht.
Isländer der vierten Generation
Nesthäkchen Carolin, damals sieben Jahre alt, hat vom Vater die Vorstellung übernommen, dass ein Pferd draußen besser aufgehoben ist als in einer Box. Das Mädchen ging ihren eigenen Weg, ritt in anderen Ställen, war Spring- und Dressurreiterin, aber die Liebe zu den Isländern hat sie nie verloren und irgendwann akzeptiert, dass das ihr Leben war. Auch beruflich ging‘s in diese Richtung. Eine Ausbildung zur Physiotherapeutin hat sie nach der Zwischenprüfung abgebrochen, weil‘s damals nicht das Richtige war für sie, wie sie sagt. Aber sie hat einiges mitgenommen, das in weiteren beruflichen und privaten Entwicklungsschritten reifen konnte. Nach Fortbildungen etwa in der Hippotherapie ließ sie sich in Weckelweiler zur Heilerziehungspflegerin ausbilden, dann am Bodensee zur Reittherapeutin. Zunächst noch abgesichert durch eine Teilzeitstelle in Weckelweiler, machte sie sich 2013 mit Pferdepension, ihrer ganz eigenen Vorstellung von Reitunterricht, zudem mit der Ausbildung junger Pferde, mit Reittherapie und Zucht selbstständig.
Heute gibt es neben den Isländern Connemara, Shire-Horse, Friese, Welsh-Pony, Araber, Lewitzer, Hannoveraner und Württemberger auf dem Gestüt, um die sich die Chefin, drei Mitarbeiterinnen und hin und wieder jobbende Schüler kümmern. Im Alltag, so ein gängiges Späßle, ist „Herkules“ der einzige Mann auf dem Hof. Herkules ist ein Hoflader, so eine Art Mini-Traktor mit Schaufel.
Die Pferde leben in Herdenverbänden in einer Offenstallanlage. Von Mai bis Oktober genießen sie ganztags die Weidesaison auf den Weiden der fünf Hektar großen Anlagen – die zweimal am Tag „abgeäpfelt“ werden. Andernorts werden die Pferdeäpfel nur abgezogen, sprich verteilt und als Dünger genutzt, aber auf Amelungshagen fürchtet man den Parasitenbefall. Die Herdenhaltung war ein Experiment. So war zu beobachten, dass die Wallache, vor allem diejenigen, denen viel Zeit gegeben wurde sich zu entwickeln, Hengstmanieren beibehielten – ein Instinktverhalten, das Unruhe in eine Herde bringt, vor allem, wenn Fohlen aufwachsen. Heute werden Stuten und Wallache, die Junghengste sowieso, getrennt gehalten, und das funktioniert prima.
Informationen zur
Offenstallhaltung
Ein Offenstall hat einen überdachten Bereich mit Liege- und Futterbereich und einen möglichst großen Auslauf – Voraussetzung für ein Gelingen ist ein möglichst großzügiger Weidebereich.
Diese mehr an den Bewegungs- und Ernährungsbedürfnissen des Pferdes ausgerichtete Haltungsform ist mit recht hohem Arbeits- und Zeitaufwand verbunden und auch nicht für jedes Pferd geeignet.
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