Friday, March 27, 2020

Lipizzaner-Gestüt Piber wird Unesco Kulturerbe

Lipizzaner-Gestüt Piber wird Unesco Kulturerbe:

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Das Wissen um die Zucht der Lipizzaner im steirischen Gestüt Piber wurde zum nationalen Kulturerbe der UNESCO ernannt.

Seit der Renaissance wird der Lipizzaner nach traditioneller Art gezüchtet


Der Lipizzaner ist die älteste Kulturpferderasse Europas, die europaweit einzige Repräsentations-pferderasse, die seit der Renaissance ungebrochen nach traditioneller Art gezüchtet wird. Dahinter steht ein umfangreiches Wissen um Zucht, Haltung und Ausbildung der Pferde, das seit mehr als 400 Jahren von Generation zu Generation – im Wesentlichen mündlich – weitergegeben wird. Träger dieses Wissens in Österreich sind die MitarbeiterInnen des Lipizzanergestüts Piber, das seit 1920 Lipizzaner für die Spanische Hofreitschule in Wien züchtet.


Know-how zu den Zuchtprinzipien, zur Haltung, Aufzucht und Selektion


„Das für die Zucht der Lipizzanerpferde notwendige Wissen bezieht sich auf Zuchtprinzipien, artgerechte Pferdehaltung und Aufzucht, pferdegerechten Umgang, auf an klassischen Grundsätzen angelehnten Methoden der Ausbildung, aber auch auf die Schulung des Auges und Maßnahmen der Selektion“ erzählt der Gestütsleiter von Piber Dr. Max Dobretsberger. Dieser Wahrnehmungs-, Verarbeitungs- und Schulungsprozess, der Jahre bis Jahrzehnte lange Ausbildung und Erfahrung voraussetzt, beginnt bei der täglichen Arbeit im Stall und setzt sich bis zu den Selektionsentscheiden und letztendlich bis zur Nutzung des Pferdes in der Hofreitschule fort. Aufzeichnungen zur Zucht werden seit mehreren hundert Jahren in Gestütbüchern gemacht. Dies erfolgt bis heute nach alter Tradition handschriftlich und in zweifacher Ausführung.


Muttertagsgala, Almabtrieb und Herbstparade: Identitätsstiftende Feierlichkeiten


Die Aus- und Weiterbildung des Gestütspersonals erfolgt gegenseitig, durch die Arbeitseinteilung des Obergestütsmeisters werden junge MitarbeiterInnen erfahrenen Routiniers zugeteilt, um von deren Wissen zu lernen. Die Ergebnisse der Zucht werden bei der täglichen Visite und bei der Musterung der dreijährigen Pferde, bei der Auswahl von Hengsten für die Hofreitschule und Stuten für das Gestüt sowie bei der Leistungsprüfung von Pferden zur Zulassung zur weiteren Zucht sichtbar. Die jährliche Leistungsprüfung, die Entsendung der Hengste zur Spanischen Hofreitschule in Wien, die jährliche Muttertagsgala und die Herbstparade sowie der traditionelle Almabtrieb der Junghengste zu Herbstbeginn vermittelt dem Gestüt und der gesamten Region ein Gefühl von Identität und Kontinuität. Neben dem Gestütsbetrieb ist auch der internationale Austausch mit anderen Lipizzanergestüten essentiell, denn ein geschärfter „Züchterblick“ erhält sich nur in der permanenten Auseinandersetzung mit der Gegenwart und der Vergangenheit.


Elisabeth Gürtler, Generaldirektorin der Spanischen Hofreitschule und des Lipizzanergestüts Piber spricht an dieser Stelle ihrem steirischen Team und der UNESCO ihren Dank aus: „Dies sind großartige Neuigkeiten – erst vor kurzem wurde die Tradition der Klassischen Reitkunst und die Hohe Schule der Spanischen Hofreitschule von der UNESCO zum internationalen Kulturerbe der Menschheit ernannt, und nun folgt die nationale Auszeichnung für das Wissen um die Lipizzanerzucht in unserem Gestüt in Piber. Eine wunderbare Anerkennung des Know-hows unseres großartigen Teams im Gestüt, das die jahrhundertealte Tradition der Lipizzanerzucht täglich mit viel Herz, Leidenschaft und Erfahrung hoch hält. Ein herzliches Danke an die UNESCO und an die großartige Mannschaft!“


UNESCO zeichnet mündlich tradierte Traditionen und lokales Wissen aus


Seit 2009 ist die Österreichische UNESCO-Kommission mit der Erstellung des Österreichischen Verzeichnisses des Immateriellen Kulturerbes betraut. Es umfasst nun aktuell 90 Traditionen. In Ergänzung zur UNESCO-Welterbekonvention (1972) wird seit 2003 auch den vielfältigen, lokal gelebten Traditionen internationale Aufmerksamkeit geschenkt und unter dem Begriff ‚Immaterielles Kulturerbe’ weltweit von der UNESCO dokumentiert und geschützt. Mehr noch als historische Bauwerke oder Landschaften sind oft diese mündlich tradierten Traditionen und lokales Wissen identitätsstiftend für Gemeinschaften.


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